Beim Aufräumen alter Evernote-Notizbücher fiel ich ein wenig in die Kaninchen-Höhle. Sicherungen alter Einträge aus längst vergangenen Sozialene Netzwerken führten mich zurück zu den Erinnerungen an 43Things. Diese Community, welche 2015 entgültig offline ging, drehte sich rund um das erreichen von persönlichen Zielen - eben jenen 43 Dingen, die man sich gerade vornimmt.
Da Erinnerungen gerne schön gefärbt sind, kommt mir spontan die unterstützende und inspirierende Community in den Sinn. Menschen, mit denen man neue Erfahrungen teilte, denen man bei der Zielerreichung helfen konnte (Ã la Sprachtandem) und die wiederum einem selbst mit nützlichen Resourcen und Erfahrungen bei Seite standen. Dass nicht alles gut gewesen sein kann, kann man sich denken. Wie bei vielen Communities gab es für mich dort irgendwann einen Kipppunkt. Ich weiß nicht mehr, was es damals war - unschöne Änderungen durch Kommerzialisierung oder der Einfall von Spam & Bots - oder der Wandel meiner Interessen, who knows.
Prüfe ich bei AlternativeTo, welche Plattformen und Apps heutzutage als Alternative aufgelistet werden, sticht mir ins Auge, bei wie vielen es um die Messung und Gamification geht. Der unstrukturiertere Ansatz ist vermutlich das Netzwerk der eigenen Wahl, welches man ebenfalls in Richtung einer unterstützenden Umgebung "ausbauen" kann.
In diesem Kontext muss ich an die Themen Personal Learning Network (PLN) bzw. Personal Learning Environments (PLE) denken, welche im Laufe der Jahre in meinem Informationsfluss auftauchten, insbesondere von Stephen Downes (lesenswert diskutiert von Doug Belshaw), Stephen Abram, Steve Wheeler (via Jochen Robes) oder Sirkka Freigang kommuniziert.
Wie entwickelt sich dies wohl in Zukunft weiter? Wird es für mich irgendwann normal sein, für die Analyse der zu verarbeitetenden Informationen auf Maschine Learning (ML) zurückzugreifen1 ? Während ich vor Monaten noch ganz klar den Einsatz des "AI"-Assistenten LEO von Feedly verneint habe, weiß ich nicht, wann / ob die Blackbox einer Firma irgendwann notwendig wird oder es normal wird eigene Agenten zu trainieren.
Aktuell reicht glücklicherweise die menschliche Kuration aus. Bis dahin finde ich es gut, dass Menschen daran forschen, Maschine Learning Algorithmen zu verstehen, siehe dazu Hendrick Heuers rC3-Talk "Rage Against The Machine Learning". Die Studie hat noch ihre Probleme - dazu kann ich direkt den Vortrag von Julian Fietkau zum Thema Browser Fingerprinting empfehlen - bzw. steht ganz am Anfang2 .
Ob sich meine Art (nebenbei) zu lernen intuitiv oder geplant entwickelt - ob ausreichend mentale, finanzielle, infrastrukturelle Ressourcen zu Verfügung stehen - werde ich mit Spannung beobachten. Es ist ein großes Privileg, hier (noch?) so viel Gestaltungsraum zu besitzen - insbesonderer in einer Zeit, aus der die Gesellschaft vermutilch verändert hervorgehen wird.
Und um wieder zurück zu 43 Things zu kommen: In der Wayback Maschine kann man sich die in 43 Things hinterlegten populären Neujahrsvorsätze von vor 10 Jahren ansehen. Es wirkt auf mich relativ beliebig - die üblichen Vorsätze. 2021 könnte tatsächlich ein Jahr sein, in dem die populären Ziele sich verschieben. Ich bin sehr gespannt, wie der Rückblick in 5-10 Jahren auf 2020 und '21 sein wird.
Kommt gut ins Jahr 2021! Neben Gesundheit wünsche ich Gestaltungsspielräume und Geduld - mit sich selbst und den Anderen - und vielleicht die ein oder andere Pause von den Erregungsschleifen.
- Aktuell ist mein Ansatz sehr klassisch - hauptsächlich RSS von ausgewählten Quellen [↩]
- Wo ich gerade dabei bin: hier finden sich übrigens alle aufgezeichneten Vorträge der Remote Chaos Experience, welche in den letzten Tagen online statt fand [↩]