Einmal Abbiegen zur Grammatik/Rechtschreibung. Demnächst hoffentlich nicht mehr hinter der Bezahlschranke: die Übermedien-Kolumne Notizblog zum "Deppen-Apostroph" (08.10.2024) von Stefan Niggemeier, die mal wieder die Empörungskultur deutscher Leitmedien annimmt und ein paar Fakten nachliefert. Den Wegweisern in die Kaninchenhöle Richtung Wikipedia und SZ-Magazin folge ich doch gerne. Und weil es thematisch so gut dazu passt, Dr. Bopp's Blog1 "Fragen Sie Dr. Bopp!" gibt es nach all den Jahren immer noch2 - genauso wie den Podcasts Alltagsdeutsch der Deutschen Welle (zuerst drüber gebloggt 2007).
Mehr zu lernen gab es vorgestern zum Thema Eponyme illustriert bei sketchplanations. Und Wikipedia lehrt mich, dass die eine Bedeutung, bei der ein Wort aus einem Eigennamen abgeleitet ist (Sandwich oder Diesel) auch als Patronym bezeichnet wird. Eine Begrifflichkeit über die ich just Anfang der Woche stolperte, als sich mir die Frage stellte, ob das Patronym als Namensbestandteil in Formularen zum Vor- oder Nachnamen zählen3 .
In den letzten Wochen habe ich etwas Zeit mit Büchern verbracht, die schon etwas länger darauf warteten, von mir gelesen zu werden. Bei Dreien handelte es sich um in der näheren Vergangenheit (2017-2019) erschienene Sachbücher.
Jung genug, als dass sie noch nicht komplett veraltet gewesen wären - Teile davon durchaus "zeitlos", sofern die Wissenschaft keine neuen, anderslautenden Erkenntnisse gewinnt - und doch hat sich die Welt seitdem weitergedreht.
Und so habe ich mich bei der Lektüre mehrfach dabei erwischt, mir zu wünschen, dass Autor:innen eines bestimmten Genres so etwas wie "Reaktion-Videos" (oder in welchem Format auch immer) zu den jeweiligen Büchern machen würden. Mit Fragestellungen wie z.B.:
Wie hat sich die Welt verändert und wie ändert sich dadurch die Perspektive und etwaige Einschätzungen?
Welches Wissen hat die Welt dazugewonnen oder verwerfen müssen?
Wie hat die persönliche Weiterentwicklung, neue Erfahrungen die Wahrnehmung auf das Thema verändert?
Insbesondere bei Themen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt gehypte wurden - wie z.B. Transhumanismus - hätte dies einen bestimmten Reiz. Die Sau wurde durchs Dorf getrieben - aber was ist eigentlich Jahre danach aus ihr geworden? Wie hat sich der Hype-Cycle entwickelt?
Und gerade nachdem sich unsere Welt so gravierend geändert hat und weitere ändern wird.
Am nächsten kommt da vermutlich Austausch auf Social Media Plattformen dran. Wenn es nicht im Rauschen untergeht.
Stelle mir jetzt einfach die Lieblingssachbuchautorin vor, wie sie in einem Twitch-Stream oder bei Tiktok ihre vorletzte Publikation auseinandernimmt. Könnte man auch ein Podcast-Format daraus machen.
Beim Aufräumen alter Evernote-Notizbücher fiel ich ein wenig in die Kaninchen-Höhle. Sicherungen alter Einträge aus längst vergangenen Sozialene Netzwerken führten mich zurück zu den Erinnerungen an 43Things. Diese Community, welche 2015 entgültig offline ging, drehte sich rund um das erreichen von persönlichen Zielen - eben jenen 43 Dingen, die man sich gerade vornimmt.
Da Erinnerungen gerne schön gefärbt sind, kommt mir spontan die unterstützende und inspirierende Community in den Sinn. Menschen, mit denen man neue Erfahrungen teilte, denen man bei der Zielerreichung helfen konnte (Ã la Sprachtandem) und die wiederum einem selbst mit nützlichen Resourcen und Erfahrungen bei Seite standen. Dass nicht alles gut gewesen sein kann, kann man sich denken. Wie bei vielen Communities gab es für mich dort irgendwann einen Kipppunkt. Ich weiß nicht mehr, was es damals war - unschöne Änderungen durch Kommerzialisierung oder der Einfall von Spam & Bots - oder der Wandel meiner Interessen, who knows.
Prüfe ich bei AlternativeTo, welche Plattformen und Apps heutzutage als Alternative aufgelistet werden, sticht mir ins Auge, bei wie vielen es um die Messung und Gamification geht. Der unstrukturiertere Ansatz ist vermutlich das Netzwerk der eigenen Wahl, welches man ebenfalls in Richtung einer unterstützenden Umgebung "ausbauen" kann.
In diesem Kontext muss ich an die Themen Personal Learning Network (PLN) bzw. Personal Learning Environments (PLE) denken, welche im Laufe der Jahre in meinem Informationsfluss auftauchten, insbesondere von Stephen Downes (lesenswert diskutiert von Doug Belshaw), Stephen Abram, Steve Wheeler (via Jochen Robes) oder Sirkka Freigang kommuniziert.
Wie entwickelt sich dies wohl in Zukunft weiter? Wird es für mich irgendwann normal sein, für die Analyse der zu verarbeitetenden Informationen auf Maschine Learning (ML) zurückzugreifen1 ? Während ich vor Monaten noch ganz klar den Einsatz des "AI"-Assistenten LEO von Feedly verneint habe, weiß ich nicht, wann / ob die Blackbox einer Firma irgendwann notwendig wird oder es normal wird eigene Agenten zu trainieren.
Ob sich meine Art (nebenbei) zu lernen intuitiv oder geplant entwickelt - ob ausreichend mentale, finanzielle, infrastrukturelle Ressourcen zu Verfügung stehen - werde ich mit Spannung beobachten. Es ist ein großes Privileg, hier (noch?) so viel Gestaltungsraum zu besitzen - insbesonderer in einer Zeit, aus der die Gesellschaft vermutilch verändert hervorgehen wird.
Kommt gut ins Jahr 2021! Neben Gesundheit wünsche ich Gestaltungsspielräume und Geduld - mit sich selbst und den Anderen - und vielleicht die ein oder andere Pause von den Erregungsschleifen.
Aktuell ist mein Ansatz sehr klassisch - hauptsächlich RSS von ausgewählten Quellen [↩]
Es gibt diverse Möglichkeiten miteinander einen Online-Spieleabend zu verbringen: Multiplayer-Spiele in all ihren Ausprägungen von Fortnite über World of Warcraft bis Quizduell, digitale Brettspiel-Communities1, oder den Tabletop Simulator.
Eine Alternative ist es, im Rahmen einer Videokonferenz mit ZOOM das Annotationsfeature einzusetzen.
Um die Annotationsfunktion zu nutzen, muss diese erst in den ZOOM-Einstellungen im Bereich "In Meeting (Grundlagen)" aktiviert werden (Bild 2, lilafarbener Pfeil). Ebenfalls benötigt wird eine aktivierte Bildschirmübertragung.
Das Whiteboard kann ebenfalls verwendet werden. Wir haben es bei unserem Spieleabend letztendlich gar nicht eingesetzt und direkt auf dem Desktop gezeichnet.
Wenn man das erste Mal in den Einstellung ist, sollte man die Gelegenheit nutzen um sich die Optionen einmal in Ruhe anzusehen und ggf. Funktionen deaktivieren, die man nicht verwenden möchte.
Wer mehr Hilfe bei der Verwendung von ZOOM benötigt, sollte sich auf jeden Fall einmal bei den umfangreichen Anleitungen der Firma vorbeischauen.
Welche Geräte benötigt man?
Für den besten Spielegenuss sollten alle Teilnehmer*innen an einem PC-/Laptop mit möglichst großem Monitor - noch besser an einem Rechner mit zwei Monitoren4 - sitzen. Bei kleineren Monitoren muss man, um die Spielfelder gut zu sehen u.U. die Videos aller Mitspieler*innen ausblenden, womit ein wenig der Gemeinschaft verloren geht.
Das Malen auf dem Desktop macht natürlich auf Geräten mit Eingabestiften am meisten Spaß, geht aber auch mit der Maus gut.
Spiele für virtuelle Spieleabende
Bisher habe ich drei Spiele virtuell ausprobiert - und es hat besser geklappt als ich mir dies vorgestellt habe:
Concept
Wir spielen eine vereinfachte, abgewandelte Version von Concept, in welcher wir nacheinander Begriffe mit Hilfe des Boards erklären, ohne dass wir großartig Punkte zählen. Für die digitale Variante muss der/die Besitzer*in des Spiels ein Foto des Spielebrettts schießen, die Legende erhält man bei Asmodee. Begriffe kann man sich entweder selbst ausdenken oder auf ein anderes Spiel zurückgreifen, was sich - zumindest in meiner Generation - in fast jedem Haushalt befindet: Tabu.
Die Person mit dem Foto des Spielbretts teilt seinen Bildschirm oder für mehr Privatsphäre nur das Programmfenster mit dem geöffneten Bild. Alle Mitspieler*innen starten dann die "Kommentier"-Funktion in der ZOOM-Meetingleiste (Bild 3).
Dann kann die Person, die an der Reihe ist einen Begriff zu erklären, mit dem Zeichnen- (verschiedenen Farben) oder Stempeln-Tool (verschiedene Symbole) Haupt- und Nebenkonzepte markieren. Es gibt dabei eine kleine Zeitverzögerung und manchmal mussten wir die Aktualisierung durch eine eigene Annotation triggern. Wurde ein Begriff erraten kann der/die Spieleleiter*in (der Host) über "Löschen" alle Kommentare auf einmal entfernen.
Stört die Annotations-Leiste, kann man sie verschieben, in dem man die Leiste am linken Rand (Bild 4, lilafarbener Pfeil) mit der Maus "greift" und dann bewegt.
Tipp: Bei diesem Spiel lohnt es sich, die Legende auf einem zweiten Monitor, z.B. einem Smartphone oder Tablet, zu öffnen. Dann muss man nicht ständig zwischen den Fenstern wechseln.
Qwixx
Um Qwixx spielen zu können, benötigen alle teilnehmenden Haushalte ein Qwixx-Würfelset (d.h. jeweils einen Würfel in blau, gelb, rot und grün und zwei neutrale Würfel), außerdem muss eine Person die Punktezettel digitalisiert haben. Im geteilten Bildschirm wird der Punktezettel nun so häufig geöffnet, wie Teilnehmer*innen am Abend versammelt sind (Bild 1)5.
Mit dem Annotations-Werkzeug wird dann an jedem Zettel der Name des Spielenden vermerkt, dem der Zettel gehört. Dann würfelt jeder reihum und teilt die Community-Würfelzahl der neutralen Würfel mit. Über das Annotationstool kann jeder dann eigenständig die Felder im eigenen Zettel markieren. Die Mitteilung aller Würfel haben wir recht schnell aufgegeben und den jeweiligen Würfelnden vertraut.
Kaleidos
Kaleidos ist noch einfacher zu spielen. Neben den digitalisierten Versionen der Suchbilder benötigt man nur einen Timer und pro Spieler*in Stift und Papier.
Die Person, die die Suchbilder besitzt teilt den Bildschirm und startet zusätzlich dazu eine Timer-App. Unter Windows standardmäßig an Board: Alarm & Uhr. Im Zeitgeber die gewünschte Zeitspanne einstellen, die pro Runde für die Suche nach Begriffen verfügbar sein soll.
Tipp: Schneller Zugriff auf den Zeitgeber erhält man, wenn man ihn "an Start anheftet" (Bild , lilafarbener Pfeil)
Den Anfangsbuchstaben für die Begriffe zieht entweder der/die Besitzer*in des Spieles aus den im Spiel beiligenden Buchstabenkarten oder noch einfacher, man verwendet die Stadt-Land-Fluss-Methode.
Alle Mitspieler*innen vermerken, sobald die Zeit läuft, gefundene Objekte mit dem passenden Buchstaben auf ihrem Zettel. Alles läuft so, wie wenn man an einem Tisch säße - gegen die Schummelgefahrt kann man sich ja ab und zu die Zettel in der Kamera zeigen lassen ^.~
Andere Spiele
Bisher noch nicht getestet, aber bestimmt genauso einfach umsetzbar - mit dem Vertrauen, dass die anderen nicht schummeln - sind z.B. Tabu6, Kniffel, Die Montagsmaler oder Stadt-Land-Fluss. Für Tabu muss in allen teilnehmenden Haushalten eine Version des Spieles vorhanden sein - und für Kniffel benötigt jeder ein Set Würfel sowie die digitalisierte Version des Kniffelblocks.
Fallen euch noch Spiele ein, die ebenfalls gut mit den Boardmitteln von gängigen Videokonferenzwerkzeugen in den virtuellen Raum hebbar sind?
An dieser Stelle ist mein Blogeintrag eigentlich abgeschlossen, aber ich komme nicht umhin, noch ein paar Worte zum Elefanten im Raum zu schreiben. Wen also meine Meingun dazu interessiert, ob man ZOOM überhaupt verwenden sollte, darf gerne auf Seite 2 weiterlesen.
die kostenlose Version erlaubt 40-minütige Sessions für bis zu 100 Teilnehmer [↩]
theoretisch geht dies sogar ohne die Installation der Software, wobei ich bisher nicht getestet habe, ob dann sämtliche Funktionen, insbesondere die Annotationsfunktion, zur Verfügung stehen [↩]
oder, da man ja bis zu 100 freie Teilnehmenden-Slots hat, schaltet man einfach noch ein zweites Gerät für die Videos hinzu ^-^ [↩]
ich verwende dafür die kostenlose Software IrfanView [↩]
an Stelle einer Team-Variante kann man hier ebenfalls die vereinfachte Version "eine*r beschreibt, alle raten" spielen [↩]
“2017 is a very different world than 2007. Today is noisier and people’s attention spans shorter than any other time in history…and things are only getting worse. Facebook counts a ‘view’ as 1.7 seconds and we have 84,600 of those in a day. Your new blog isn’t equipped to compete in this new attention-deficit-disorder Thunderdome.”
Sie spricht aus der Perspektive einer Unternehmerin deren Ziel am Ende Umsatz ist1. Die Empfehlung, die dann kommt ist wahrscheinlich der aktuelle Stand des Marketing-Einmaleins2: Fokussierung, Personalisierung und diverse Maßnahmen zur Steigerung des Nutzer-Engagements, Sie nennt es "Deep Interest Network"3.
Manche4 dieser Punkte lösen bei mir Widerstreben aus. Schnell gedacht scheinen sie nicht vereinbar mit meinem idealistischen utopistischen Wunsch5, dass das Internet ein Werkzeug hätte sein können mit dem Wissen und Gemeinschaftssinn hätten verbreitet bzw. gestärkt werden können. Langsam gedacht ist die Problematik natürlich um Einiges komplexer.
Und dann gibt es natürlich auch noch die andere Perspektiven. Die (potentielle) Rolle von Blogs in der Wissenschaftskommunikation, insbesondere im fast schon fließenden Übergang zwischen Blog und wissenschaftlichem Journal. Oder dass es in Zeiten der Auswertung auch der letzten Datenfitzel durchaus gut sein kann, die Kontrolle zu behalten.
Oder weniger polemisch ausgedrückt: aus der Sicht eines Menschens, der am Ende des Tages Geld für Essen und ein Dach über dem Kopf braucht und eben jenes mit Spaß und nicht mit "unschöner" Arbeit verdienen möchte [↩]
Die letztendlich nur Monetarisieren, was einst als Geektum verschrien war [↩]